Digitalisierung an der SAMD

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Digitalisierung an der SAMD

Vorneweg: Digitalisierung im Bildungsbereich ist nicht das Einscannen von Lernunterlagen oder das Bereitstellen von Informationen per Web. Digitalisierung ist auch nicht gleichzusetzen mit dem Online-Unterricht, den wir während der Pandemie schlagartig aufgebaut und umgesetzt haben.

Unter Digitalisierung ist ein Prozess zu verstehen, der Bestandteil eines pädagogischen Konzepts ist, das die Lernenden optimal auf die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen der digitalen Zukunft vorbereitet, die bereits begonnen hat. An der SAMD setzen wir uns in einer pädagogischen Arbeitsgruppe intensiv mit diesem Prozess auseinander.

Drei der häufig genutzten Modelle zur Veranschaulichung der Digitalisierung stecken hinter den Begriffen SAMR, 4K und MiFd:

  • SAMR (Substitution, Augmentation, Modification, Redefinition): ein Modell, um Technologien in Aufgaben einzusetzen und in Lernangebote zu integrieren.
  • 4K: Damit ist keine Bildauflösung gemeint, sondern die Förderung der vier Kompetenzen Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation, um sich in einer volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt behaupten zu können.
  • MiFd (Modell individuelle Förderung digital): eine komplexe Vereinigung mehrerer Modelle mit dem Ziel, Unterrichtsprozesse mit klarer Schülerorientierung ins Zentrum zu stellen.

Die Integration der Digitalisierung in ein pädagogisches Konzept kann nur dann als gelungen gelten, wenn sie die klassischen Unterrichtsmethoden ergänzt und sich in messbaren Leistungen sowie einem klaren Mehrwert für alle am Lernprozess Beteiligten äussert. Am besten lässt sich dies mit konkreten Produkten veranschaulichen, zum Beispiel im Fach Deutsch.  

Faust goes digital

Die Schülerinnen und Schüler erhalten den Auftrag, sich mit Geschichte und Literatur des «Sturm und Drang» und der «Weimarer Klassik» auseinanderzusetzen. Es sollen dabei Bezüge zum historischen Kontext, zu Themen und Motiven und zur deutschen Literatur hergestellt werden. Als Resultat sollen ein Vortrag, ein Handout und eine Concept Map entstehen. Die Präsentation der Erkenntnisse findet in der Klasse statt und wird anhand eines Lernjournals reflektiert.

Die Schülerinnen und Schüler können auch ein Kurzvideo, ein Storyboard und ein Recherchebericht erstellen. 36 Stunden Zeit wird dafür eingerechnet – die Jugendlichen entwickeln nach anfänglicher Skepsis eine Faszination für Faust und erkennen Bezüge, die über die Erwartungen hinausgehen.

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Im finalen Video werden die moderne Literatur, die Weltkriege, die Malerei, die Musik bis hin zu einer avantgardistischen Theaterneuinterpretation des Werkes, untermalt mit Richard Wagner und Gaststücken von Yello, zusammengebracht.

Die Schülerinnen und Schüler wussten nichts von SAMR, 4K und MiFD, zumindest nicht als theoretisches Konstrukt.Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen ist Faust nicht als verstaubte Zwangsliteratur, sondern als lebendiges Werk digital aufgearbeitet und erlebt worden. Einige der Aspekte aus den Lernmodellen für das 21. Jahrhundert konnten wir umsetzen – neben Mephisto standen hier ganz sicher die Jugendlichen im Zentrum.

Dr. Sven Rizotti, Fachlehrperson für Informatik

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